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Die Misanthropen

Überall kannst du sie treffen, auf Straßen, Plätzen, in Lokalen.

Finster blickend. Ihr Leben besteht – so denken sie – nur aus Qualen.

Die Last des Daseins? Sie suchen, forschen, recherchieren:

was könnt denn heute mir passieren?

Werd‘ ich Entscheidendes verlieren?

Überfällt mich gar ein schweres Leiden?

Wie könnt‘ denn sowas ich vermeiden?

Geheimnisvoll? Noch nicht bekannt?

Kein Arzt hat Hilfe gleich zur Hand!

Dass was passieren wird, das ist doch wohl gewiss.

Die Augen? Der Magen, vielleicht das Gebiss?

Oder attackieren mich wilde Tiere?

Eventuell Insekten; auf einmal gleich viere?

Sinnvoll ist‘s, man geht nicht aus dem Haus!

 Das ganze Dasein ist ein wahrer Graus!

Die einzig‘ Freude, mir vergönnt

Ist die Kritik! Doch nicht an mir!

‚s gibt andre, präsenter doch viel mehr dafür.

Begeistert, täglich immer wieder,

macht man andre freudig nieder.

Egal, ob fremd sie oder bekannt!

Männchen, Weibchen, gar verwandt!

Sie sehen das Elend nicht so exakt wie ich.

Sie finden nicht alles gar so fürchterlich.

Kapier ich nicht! Wie soll das denn gehen?

Zufriedenheit? Womit? Nicht zu verstehen!

Man hüllt sich meist in salbungsvolles Schweigen.

So kann man Verachtung noch am besten zeigen.

Gute Freunde? Keinesfalls! Alle sind doch Idioten:

Gauner, Betrüger und andere Falotten.

Mir ist’s wichtig auch zu sparen!

Geld für später zu bewahren!

Warum? Wofür? Das weiß ich nicht!

Denn niemand wär darauf erpicht!

Ja, jeder richtet sich die Welt,

wie’s am besten halt gefällt!

 

Izurück